Orientalisch essen: Genießen wie in 1001 Nacht
Mystisch, würzig und sinnlich duftend – orientalisch essen verzaubert mit einer völlig anderen Aromatik. Anders sind auch die Tischsitten. Was im Orient auf den Teller kommt, warum zum Essen nur die linke Hand verwendet wird und warum immer mehr gekocht wird als benötigt.
Tajine mit Lammfleisch und Safran, cremiger Hummus mit Koriander und Olivenöl, lockerer Couscous mit Gemüse und Ras el-Hanout, saftige Köfte mit Minzjoghurt … Orientalisch essen ist neben köstlich vor allem sehr, sehr geschmacksintensiv. Starke Aromen, Farben und Düfte – genau darum geht es.
Orientalisch essen
Geografisch gesehen gehören zum Orient Nordafrika, der Nahe Osten, die Türkei, der Iran und Irak sowie die Arabische Halbinsel. Orientalisch essen ist vor allem eines: gut gewürzt. Außerdem wird so gut wie kein Schweinefleisch verwendet, dafür Lamm, Huhn, Rind sowie Meeresfrüchte und Fisch. Grundsätzlich ist die orientalische Küche sehr gemüselastig, vor allem Tomaten und Auberginen werden häufig verkocht. Reis, Bulgur, Couscous und Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen liefern die notwendigen Kohlenhydrate, ergänzt durch verschiedenste Fladenbrote. Dazu gibt es oft Joghurt-Dips. In den sehr süßen Nachspeisen werden gerne Datteln, Mandeln und Honig verarbeitet.
Gewürze sind die Essenz des Orients
Ohne stark duftende Gewürze geht es in der orientalischen Küche nicht. Unverzichtbar sind etwa Safran, Kreuzkümmel, Kardamom, Sternanis, Zimt oder Koriander. Einige davon verwenden wir traditionellerweise gerne als Wintergewürze, wenn es draußen kalt ist.
Auf den Souks – den Märkten – reihen sich die in Säcken aufgehäuften Gewürze farbenfroh aneinander und bilden ein richtiges Gewürzmeer. Übrigens: Feilschen gehört auf den orientalischen Märkten dazu. Neben intensiven Gewürzen zählen auch Trockenfrüchte wie süße Datteln, Rosinen oder Marillen sowie die säuerlichen Berberitzen zu den Standard-Zutaten, die oft gemeinsam mit den herzhaften Gewürzen ganz eigene Geschmackskompositionen ergeben. Jede Menge frische Kräuter wie Petersilie, Koriander oder Minze runden die orientalische Küche ab.
Orientalische Tisch-Knigge
Traditionell werden Köstlichkeiten wie Hummus, Tajine, Tabouleh, Falafel, Baba Ganoush, Pilaw oder die Mezze, wie die kleinen Vorspeisen genannt werden, auf großen Platten serviert, in die Mitte des Tisches gestellt und geteilt. Gegessen werden darf nur mit der rechten Hand, weil die linke für die Toilettenhygiene benutzt wird und deswegen als unrein gilt. Der Griff mit Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger ersetzt dabei das Besteck. Oft wird auch traditionelles Fladenbrot wie Naan oder Lavash statt Messer und Gabel verwendet. Gerichte mit den Fingern anzufassen, wenn sie schon den Mund berührt haben, gilt als extrem unhöflich.
Gastfreundschaft geht über alles
Im Orient stehen Essenseinladungen zu Freunden und Familie an der Tagesordnung. Eigentlich rechnet man immer mit zusätzlichen Essern und kocht in der Regel gleich auf Verdacht mehr. Wenn man eingeladen wird, sollte man unbedingt ein Gastgeschenk mitbringen. Aber nicht wundern: Das wird vom Gastgeber erst geöffnet, wenn der Gast gegangen ist.
Gegessen wird spät
Weil es tagsüber relativ heiß ist, ist die Hauptmahlzeit im Orient das Abendessen. Das fällt dann um zehn Uhr abends dementsprechend üppig aus. Serviert wird das Essen auf niedrigen Tischen, man sitzt auf Polstern oder Teppichen darum herum. Zu trinken gibt es Wasser, Joghurtgetränke, stark gesüßten Tee oder Kaffee sowie frische Fruchtsäfte. Noch ein Fun Fact zum Schluss: Die Hindus in Indien haben kein Wort für „Guten Appetit“, deswegen fangen sie in der Regel einfach wortlos zu essen an.
(10.06.2021)